Der diesjährige Kornkreis bei Raisting, Ammersee  hat es in viele Massenmedien und Videoreportagen geschafft, sogar bis ins Ausland.
Wie in den MM üblich, lief dies, klar was sonst, nicht ohne Häme auf die ESO Szene ab, und auch eindeutige Suggestionen bzgl. seiner vermuteten, immerhin professionellen Macher fehlten nicht.

Meist zeigt man im Nachgang der Videoszenen den berühmten Brettl-Treter, wie er in Kreisen die Halme flach legt, die vorher mit Pflock und Schnur abgelaufen wurden. Etliche Teams weltweit sind auch nächtlich so unterwegs, was niemand bezweifelt. Folgender Link eines kurze Zeit darauf am 3. August 2014 in Malmö, Schweden aufgetauchten Kornkreises zeigt, wie solche Pflock-Schnur Trampel-Kornkreise aussehen könnten. So etwas kann Mensch unzweifelhaft locker in wenigen Stunden anlegen, auch Nachts, http://www.cropcircleconnector.com/2014/lund/lund2014a.html und wird von Kornkreis-Skeptikern nur allzu gerne als repräsentativ angesehen. Wo man so mit der Schnur im Kreis läuft, sieht man das hinterher auch als Fußweg im Korn. Soweit so gut.

In Raisting liegt der Fall jedoch, wie später erläutert wird, radikal anders und damit das Fernsehpublikum erst gar keinen Verdacht schöpft, müssen zum Beispiel bajuwarische Fernsehmacher tief in die Klischeekiste greifen (Video-Link unten).

Der BR muss, dabei, um den nötigen Spott zu erzeugen, als Erklärung für die Massen natürlich den Fußball hernehmen, dessen Design der Kornkreis haben soll, zumal auch Nationalspieler Thomas Müller von hier stamme. Davor bemüht man im Videobeitrag sogar einen Aberglaubensforscher. Warum der nun gerade, um beim Fußball zu bleiben, als erstes vermeintliches Eigentor einen historischen Authentizitätsnachweis aller Kornkreis Befürworter, nämlich den alten englischen Holzschnitt des mähenden Teufels (Mowing Devil) von 1678 vor die Kamera legt, bleibt nur vordergründig sein Geheimnis, denn man kennt beim BR natürlich die Macht der Bilder und wie man sie in Szene setzt und dabei Befremdung erzeugt.
Kornkreis -> Aberglaube -> Teufel soll also die vorgefertigte Assoziationskette für die überwiegend, so hofft man, gottesfürchtige Bevölkerung des Freistaats sein.

Bild 1: Mowing Devil, engl. Holzschnitt von 1678

mowing-devil

 

Als gar offensichtliches Eigentor hingegen entpuppt sich bei näherem Hinsehen jedoch die Pauschal-Behauptung des BR-Hobbyforschers, alle Kornkreise dieses Multiversums seien mit Pflock, Schnur und Brettl gemacht. Wie so oft beim Pauschalieren steckt der tatsächliche Teufel jedoch im Detail, und wo genau, das zeigt Andreas Beutel vom Pythagoras Institut in seinem Video über heilige Geometrie beim Kornkreis vom Ammersee.

Dabei kommt Beutel den Skeptikern zunächst sogar entgegen und macht nichts anderes als das was die allwissenden Kornkreis-Skeptiker auch postulieren. Er nutzt Pflock und Schnur, natürlich in Gestalt eines Zirkels.
Ausgehend von dem Grundmuster der "Saat des Lebens" der heiligen Geometrie, konstruiert er die insgesamt 24 ineinander-greifenden Grundkreise die es braucht um alleine die Eckpunkte und gebogenen Kanten des späteren Musters zu generieren (Bild 2). Danach erst kann von ihm das Muster "getrampelt" werden, hier allerdings mit einem Textmarker (Bild 3)

Bild 2: Grundkonstruktion - 24 ineinander greifende Kreise (aus Video von Andreas Beutel, Pythagoras Institut)
24grundkreise

"Ineinander greifende Kreise" - ist genau der Schlüsselbegriff, der die Pflock/Schnur Konstruktion in Raisting von vorne herein ausschließt. Bisherige, von Menschen gemachte mit Schnur konstruierte Kornkreise setzen nämlich voraus, dass jemand wirklich mit der Schnur um den Pflock läuft. Hier genau 24 mal. Bei einem Kreisradius von mindestens 18,75 Meter für die 24 Innenkreise, ist man pro Kreis gut 118 Meter unterwegs und trampelt schön mit der Breite seiner Fußspur insgesamt 2827 Meter Korn nieder, was alleine schon seine Zeit braucht. Heraus käme dann allerdings  ein Muster ähnlich wie in Malmö, Schweden.

Dummerweise hätte man dabei jedoch mehrfach immer wieder durch die vielen akkurat stehengeblieben je 4,7 Meter breiten Kreisring-Segmente (im Bild oben dunkel) stapfen müssen, die nach wie vor aber unversehrt dastanden.

Alleine darin besteht schon das Wunder von Raisting, egal wer's gemacht hat und über das die handmade-Verfechter des BR noch nicht einmal ansatzweise nachgedacht haben und die somit bis heute noch, genau wie der Münchner im Himmel, auf intelligente oder besser göttliche Eingebungen warten müssen.
"Jo, dös öis  mit Schnürl un a poar Brettln" wollen die BR Macher uns hier "Glauben" machen. Und nun erst erschließt sich der tiefere Grund, warum vom BR ein Aberglaubenforscher bemüht werden muß.

 

Bild 3: Unversehrt stehengebliebene rote Kreisringsegemente
(Aus Video von Andreas Beutel, Pythagoras Institut)
Auf den grün markierten, real 4,7 Meter breiten Stellen, müsste das Korn
in den stehengebliebenen "roten" Kreissegmenten eigentlich zertrampelt sein:
erhabene-stellen

Beutel lässt zwar diplomatisch jegliche Deutung offen, aber es ist offensichtlich, dass der Kornkreis kein Pflock/Schnur Produkt sein kann, weil er sich bei der Schnur-Konstruktion quasi immer wieder selbst plättet.

Womit wir doch besser bei der These einer hoch entwickelten Technologie bleiben sollten, oder aber der Kreis wurde 1:1 vor-konstruiert und wie eine Projektion als Ganzes in die Landschaft ausgebracht.

Wie könnte das aussehen?
Der Projektionsthese würden sich sicher lieber wieder die Skeptiker anschließen, die um beim Fußballjargon zu bleiben, jetzt noch 3 Steil-Vorlagen dazu bekommen.

1. Helikopter mit Starklichtbeamer, der das schon fertige zu trampelnde Muster für die Helfer projeziert.
+ Klasse man hat sogar genug Licht da wo man brettlt.
- Durch die unvermeidlichen Schwankungen des Helikopters über x-Stunden Standflug wird die Bildschärfe der Kornsegmente leider ziemlich versaut.
- Höllenlärm und Lichtspektakel. Das Dorf läuft herbei.
- Der Helikopterwind wirft auch noch das Korn um.

2. Eine 75 Meter Folienschablone mit entsprechenden Ausschnitten für das fertige Trampel Muster auslegen.
+ Kostengünstiger als ein Helikopter
- Leider wird alleine beim Auslegen der Folie durch mindestens 30 Helfer die alle 7 Meter stehen, schon das ganze Korn zertrampelt. Geht also auch nicht.

Professionelle Kornkreis-Skeptiker lassen sich aber so leicht nicht entmutigen und synthetisieren daraus messerscharf  Variante 3 ohne die vorangehenden Minuspunkte:

3. Dass ein leiser High-End Elektro-Quadrokopter eine Folie mit 75 Meter Durchmesser von gaaanz weit oben, weil dann das Dorf nicht aufwacht, abgeseilt haben muss, um sie nach der Brettl-Trete-Nummer genau so vorsichtig wieder zu entfernen. Und damit die Folienschablone beim Flug net zsammpatscht wie a Wurschtsemml, do hamms halt no an Ultra-Light-Carbon-Rahmen drum g'habt. Profis san's halt, woas do a Jeder.

Quellen:
Rekonstruktion des 2014 Ammersee Kornkreises durch Andreas Beutel
https://www.youtube.com/watch?v=2SBawXK7YoU

Filmbeitrag des BR in der Sendung "quer" - Nur echt mit dem Aberglaube-Experten
https://www.youtube.com/watch?v=9GTGKRtMQmo